Gebärmutterhalskrebs, weltweit die zweithäufigste Todesursache durch Krebserkrankungen bei Frauen, wird durch bestimmte, krebsauslösende Typen eines Virus, des humanen Papillomavirus (HPV) verursacht.
Obwohl die gynäkologische Krebsvorsorge trotz der unverständlich geringen Teilnahmerate von unter 50 % die Sterblichkeitsrate der Erkrankung in den Industrienationen deutlich senken konnte, sterben weltweit jährlich immer noch 230000 Frauen an diesem Tumor.
Zwei Typen des Virus, die Subtypen HPV 16 und HPV 18, sind für rund 70% aller Erkrankungen an Gebärmutterhalskrebs verantwortlich. Mittlerweile wurden zwei verschiedene Impfstoffe entwickelt, die sich gegen diese Typen richten.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat schon im Februar 2007 eine Empfehlung für die generelle Impfung von Mädchen zwischen 12 und 17
Jahren gegen krebsauslösende humane Papillomaviren abgegeben. Obwohl der offizielle Termin für die Vorstellung des neuen Impfkalenders erst im Juli 2007 lag, hatte sich die Ständige Impfkommission auf Grund des hohen öffentlichen Druckes in einem sehr ungewöhnlichen Schritt entschieden, diese Empfehlung bereits im März 2007 zu veröffentlichen. Grund hierfür war sowohl das enorme öffentliche Interesse als auch die Notwendigkeit zum Handeln bezüglich der HPV-Impfung.
Aktuelle Untersuchungen zeigen sogar, dass die Ständige Impfkommission eher zu zurückhaltend in ihren Empfehlungen ist. So konnte nachgewiesen werden, dass die Impfung bis zum 26. Lebensjahr einen Effekt hat, auch wenn die Patientin schon mehrere Sexualpartner hatte.
Der Effekt ist am höchsten – etwa 99 % Schutz vor den krebsauslösenden Viren – bei Frauen, die bisher sicher nicht von den Viren befallen sind. Die einzigen Frauen, die nicht infiziert sein können sind Jungfrauen. Daher ist es sehr empfehlenswert, Mädchen vor dem ersten Geschlechtsverkehr zu impfen. Auf diesen Überlegungen basiert auch die Altersempfehlung der Ständigen Impfkommission, da über 17 nur noch wenige Frauen keinen Verkehr hatten. Allerdings profitieren – wie oben bereits erwähnt - auch Frauen bis zum 26. Lebensjahr von der Impfung, wenn auch deutlich weniger.
Die in den USA gültigen Empfehlungen gehen weit über den zurzeit bei uns offiziell gültigen Impfkalender hinaus. Der empfohlene Impfzeitraum wird hier mit 11 bis 12 Jahren angegeben, auf die Möglichkeit der Impfung bereits mit 9 Jahren wird ausdrücklich hingewiesen. Die Impfung von Frauen, die mit 12 nicht geimpft worden sind, wird bis zum Alter von 26 Jahren ausdrücklich empfohlen.
Es handelt sich bei dieser Impfung um eine in dieser Form revolutionäre Möglichkeit der Krebsbekämpfung. Wir kennen die Auslöser der Erkrankung und wissen, wie sie übertragen werden. Gleichzeitig wissen wir aber, dass eine generelle Enthaltsamkeit einerseits im Sinne der Erhaltung der Menschheit nicht wünschenswert ist, andererseits das Modell der Partnerschaft, bei dem keiner der beiden vorher einen anderen Partner hatte, in unserer Welt unrealistisch ist. Glücklicherweise haben wir aber eine andere Waffe, die es für keine andere Krebserkrankung gibt: Wir können die Infektion mit dem auslösenden Virus durch eine Impfung verhindern.
Natürlich sind noch längst nicht alle Fragen zur Impfung gegen humane Papillomaviren geklärt. Unklar ist noch, wie oft nachgeimpft werden muss, wie sich die Verhinderung der Infektion schließlich wirklich auf die Sterblichkeit an Gebärmutterhalskrebs auswirkt und viele weitere Punkte.
Trotz der offenen Fragen allerdings sind die bisher bekannten Daten zur HPV-Impfung so überzeugend, dass ausdrücklich empfohlen werden muss, Mädchen vor dem ersten Geschlechtsverkehr zu impfen. Eine Impfung sollte bis zum 26. Lebensjahr erfolgen, danach lässt sich ein Effekt nicht mehr beweisen.
Diese Chance sollte nicht verspielt werden, so dass ich an alle Eltern appellieren möchte, sich mit dieser Frage rechtzeitig an den Kinder- oder Frauenarzt zu wenden. Frauen bis zum 26. Lebensjahr sollten ebenfalls die Impfung aktiv ansprechen, wenn sie nicht – wie in den meisten Fällen – sowieso vom Frauenarzt darauf hingewiesen werden.
Wir Frauenärzte hoffen, dass die Kombination aus Impfung und Krebsvorsorge uns immer seltener zwingt, die Diagnose Gebärmutterhalskrebs zu stellen.