Fortbildungsveranstaltung im Marienhospital Bottrop
Gemeinsam gegen multiresistente Problemkeime
Große Resonanz auf die vierte Fortbildungsveranstaltung des "BOGI"-Netzwerkes
Das Netzwerk „Bottrop gegen Infektionen - BOGI.NET“ hat sich am 14. September 2016 - zur inzwischen vierten Fortbildungsveranstaltung im MHB getroffen. Über 90 Ärzte und Fachkräfte aus der Hygiene sowie der ambulanten und stationären Pflege haben an der dreistündigen Informations- und Diskussionsveranstaltung im Marienhospital teilgenommen.
Multiresistente Problemkeime, also Krankheitserreger, die unempfindlich gegen die verschiedenen Antibiotika geworden sind, haben in den vergangenen Jahren europaweit zugenommen. Während die Kenntnisse über „MRSA“ groß sind und es für Krankenhäuser, Praxen und Pflegeeinrichtungen detaillierte Hygiene-Empfehlungen gibt, sind die Erfahrungen für die erst jetzt vermehrt ins Blickfeld geratenen „MRGN“ noch geringer. Der Krankenhaushygieniker Dr. Reimund Hoheisel berichtete in seinem Vortrag über die gesicherten Informationen und die aktuellen Empfehlungen zur Eingrenzung dieser neuen Problemkeimgruppe. „Die Ursachen für die Zunahme von sogenannten MRGN-Keimen ist, ähnlich wie bei den bekannteren MRSA-Keimen, vielfältig. Sicher ist, dass für die Zunahme von MRGN aber ebenso der häufige und teilweise ungezielte Einsatz bislang hochwirksamer Antibiotika in der Humanmedizin, aber vor allem auch in der Tiermast eine deutende Rolle spielen“, so Dr. Hoheisel, der auch betonte, dass diese Keime in Deutschland relativ selten, aber in südeuropäischen Ländern zunehmend deutlich häufiger nachweisbar sind. „Die Erreger sind zunächst weit verbreitete und relativ harmlose Bakterien, die zum Beispiel auf der Haut oder auch im Darm des Menschen vorkommen und die erst durch die Resistenz-Entwicklung gegen Antibiotika zu Problemkeimen werden.“
Die strikte Einhaltung der Basishygiene und, in Abhängigkeit der Art des Erregers, ergänzend durchzuführende Isolations- und Behandlungsmaßnahmen sind entscheidend, um die Weiterverbreitung zu verhindern. Hierüber wurde genauso wie über die neuen Meldepflichten berichtet. Seit Mai 2016 sind die Meldepflichten des Infektionsschutzgesetzes unter anderem für Problemkeime der MRGN-Gruppe ausgeweitet worden. Diese Ausweitung der Meldepflichten ist sinnvoll, allein jedoch nicht ausreichend. Wichtig ist die kooperative und kollegiale Zusammenarbeit aller an der Versorgung von Patienten beteiligten Krankenhäuser, niedergelassenen Ärzten und allen in der Pflege Tätigen - betonte Gesundheitsamtsleiter Dr. Christian Marga bei der Veranstaltung im Marienhospital.
Das Netzwerk "Bottrop gegen Infektionen - BOGI.NET" besteht seit nunmehr fünf Jahren und dient der Zusammenarbeit und dem Erfahrungsaustausch in Bottrop. Dr. Marga dazu: „Besonders erfreulich ist die Bereitschaft der insgesamt fünf speziell ausgebildeten Hygienefachkräfte des Marienhospitals, des Knappschaftskrankenhauses und des St. Antonius-Krankenhauses in Bottrop, die sich bereit erklärt haben, niedergelassenen Ärzten und Pflegefachkräften kurzfristig für Informationen zur Verfügung zu stehen.“ Und resümiert weiter: "Die Bereitschaft für diesen, ich nenne ihn ‚heißen Draht‘ ist ein schönes Zeichen für die erfolgreiche Arbeit unseres Bottroper Netzwerkes“.
Nach den Fachvorträgen wurde der Diskussion und dem Erfahrungsaustausch der verschiedenen Bereiche ein großer Raum eingeräumt. Dabei ging es auch um manchmal emotional geführte Diskussionen, wie zum Beispiel, ob der behandelnde Arzt zukünftig auf den Händedruck beim Patienten verzichten sollte. Aber auch, ob es Möglichkeiten der Untersuchungen auf Vorliegen von Problemkeimen bereits vor einer Krankenhausaufnahme gibt und welche Untersuchungsmaßnahmen dann in den drei Bottroper Krankenhäusern erfolgen.